Die Bürgerinitiative Hohnstorf 2011 organisierte eine Vortragsveranstaltung der besonderen Art. Prof. Dr. Peter Pez von der Leuphana Universität referierte zum Thema "A39 - Fluch oder Segen?". Der Kuppelsaal der Alten Vogtei in Bienenbüttel war bis auf den letzten Platz gefüllt. Dieser Abend löste in der Region eine heftige und immer noch andauernde Diskussion aus.
Die lokale Presse – die Allgemeine Zeitung Uelzen oder die Landeszeitung in Lüneburg – vermieden es aber tunlichst, darüber zu berichten. Allenfalls in Nebensätzen anderer Beiträge wurde der Abend erwähnt. Nicht müde wurden aber die Zeitungen, das bloße Überreichen einer Wunschliste mit Straßenbauprojekten an Verkehrsminister Ramsauer als "Quasi-Genehmigung" und "Meilenstein der Planung" zu feiern.
Diese Vorgehensweise bestätigt in eindrucksvoller Weise die kritische Betrachtung des Projekts A39. Wurde in der Vergangenheit noch über Veranstaltungen der Kritiker berichtet, lässt man diese nun lieber "unter den Tisch fallen". Es scheinen die Argumente zu fehlen, deshalb setzt man sich lieber gar nicht erst mit der Kritik auseinander. Politik und Wirtschaft üben offensichtlich einen so großen Druck auf die Presse aus, daß diese ihre Berichtspflicht verletzt und Unabhängigkeit und Überparteilichkeit außer Acht lässt.
Nun denn, neue Medien stehen zur Verfügung und wollen genutzt werden. Die nachfolgende Pressemitteilung wird ihren Weg vorbei an voreingenommenen Chefredakteuren in die Köpfe der Leser finden.
Download der Pressemitteilung: PM A39 Fluch oder Segen
Pressemitteilung: Pro und contra A 39 – Fakten statt Polemik
Pressemitteilung zu einem Vortrag von Professor Dr. Peter Pez in Bienenbüttel
Kurzfassung: Der Bau von Autobahnen bringt deutschen Regionen schon lange kein messbares Wirtschaftswachstum mehr. Das war eine der zentralen Aussagen von Peter Pez, Professor am Institut für Stadt- und Kulturraumforschung der Leuphana-Universität Lüneburg. Pez hielt auf Einladung der Bürgerinitiative Hohnstorf 2011 in Bienenbüttel einen Vortrag zum Pro und Contra der geplanten A 39 zwischen Lüneburg und Wolfsburg. Etwa 200 Interessierte verfolgten im gut gefüllten Kuppelsaal des Gasthauses Moritz seinen Ausführungen.
Langfassung: Der Bau von Autobahnen bringt in Deutschland schon lange kein messbares Wirtschaftswachstum mehr. Das war eine der zentralen Aussagen von Peter Pez, Professor am Institut für Stadt- und Kulturraumforschung der Leuphana-Universität Lüneburg. Pez war auf Einladung der Bürgerinitiative Hohnstorf 2011 nach Bienenbüttel gekommen und stand vor vollbesetzten Reihen. Um die etwa 200 Besucher zu fassen, mussten im Kuppelsaal des Gasthauses Moritz noch schnell Stühle herbeigeschafft werden.
Das Interesse war groß, denn bereits im Vorwege hatte die Veranstaltung für einiges Aufsehen gesorgt: Um auch den Gemeinderatsmitgliedern die Teilnahme an ihr zu ermöglichen, hatte der Gemeinderat sogar eine für diesen Abend vorgesehene Sitzung trotz großer Terminprobleme um eine Woche verschoben. Eine richtige Entscheidung, schließlich geht es um zentrale Fragen für die Menschen in der Region Uelzen. Was würde sich verändern, wenn die A 39 gebaut würde? Wiegen die Vorteile die Nachteile auf? Gibt es vielleicht sinnvolle Alternativen?
Die Skeptiker konnten sich nach dem Vortrag bestätigt fühlen. Um zu klären, ob eine Autobahn den anliegenden Regionen Vorteile bringt, hatte Pez jene neun verkehrswissenschaftlichen Studien ausgewertet, die von 1974 bis 2004 zur Frage eines Zusammenhangs von Autobahnneubau und Wirtschaftswachstum entstanden sind. Keine dieser Untersuchungen konnte ein durch eine Autobahn ausgelöstes Wirtschaftswachstum nachweisen. Denn wenn Unternehmen heute über Standorte entscheiden, sind Faktoren wie Arbeitskosten, Verfügbarkeit von Grundstücken und gut ausgebildeten Arbeitskräften oder Fördermittel entscheidend. Das deutsche Autobahnnetz ist bereits so dicht, dass es für Standortentscheidungen keine Rolle mehr spielt.
Würde die Autobahn wenigstens die Menschen des Landkreises Uelzen schneller nach Norden oder Süden bringen? Im Vergleich zur jetzigen Situation würden sich die Fahrzeiten nach Hamburg – das Ausbleiben von Staus vor dem Elbtunnel oder den Elbbrücken vorausgesetzt – oder auch nach Dresden deutlich verkürzen. Allerdings könnte, und das stieß bei den Zuhörern im Saal auf besonderes Interesse, nahezu derselbe Effekt mit einer dreispurigen Ertüchtigung der B4 nach Art der Uelzener Umfahrung erreicht werden. Diese wäre nicht nur wesentlich billiger und umweltschonender zu haben, sie würde den Anwohnern der B4 auch mehr nutzen als der Bau der A39, der selbst nach Angaben der Straßenplanungsbehörde den jetzigen Verkehr auf der B4 nur unwesentlich mindern würde.
Warum aber fordern Politiker und Wirtschaft immer wieder die A 39, wenn sie so wenig für die Menschen der Region bringt? Pez hatte auch darauf eine Antwort. Unternehmen hoffen entgegen aller Erfahrung, dass die Autobahn ihnen vielleicht doch einen kleinen Vorteil bringt. Wenn nicht, ist es für sie auch nicht schlimm, denn der Bau schadet ihnen jedenfalls nicht, und die Kosten tragen nicht sie, sondern die Allgemeinheit. Politiker wiederum können sich mit den Forderungen nach einer Autobahn als Interessenvertreter der Wirtschaft profilieren. Sie rechnen es sich außerdem als Erfolg an, wenn sie möglichst viele Projekte des Bundes für ihre Region durchsetzen können.
Vor dem Hintergrund dieser Fakten kam Pez zu dem Schluß, dass die Lage für den Widerstand gegen die Autobahn zwar nicht aussichtsreich, aber auch nicht hoffnungslos ist. Eine lebhafte Diskussion beschloß die insgesamt fast dreistündige Veranstaltung.