Protest gegen Pläne für Sandabbau
Ehra-Lessien Widerstand kommt von Naturschützern, Bauern und A-39-Gegnern.
Vom Sandabbau im Zuge der A-39-Fortführung halten sie nicht viel: Autobahngegner, Umweltschützer und einige Ehraner Landwirte lassen kein gutes Haar am Vorhaben der Hamburger Firma Möbius-Bau. Die Vorwürfe: Landfraß, Bürgerbelastungen und die Gefährdung eines künftigen Wasserschutzgebietes.
Bis vor kurzem wussten nicht einmal alle Mitglieder des Gemeinderates Bescheid: Das Unternehmen, Teil des österreichischen Baugiganten Strabag, will 250 Meter nördlich von Ehra auf 15 Hektar Sand für den A-39-Lückenschluss gewinnen und hat dafür einen Antrag beim Zweckverband Großraumverband Braunschweig (ZGB) gestellt – um sich die Fläche frühzeitig zu sichern. Vorverträge mit den Landbesitzern sollen schon existieren. 150 Lastwagen täglich würden laut Unternehmen das Material zu den Trassen bringen, sobald der Bau beginnt – bis zu 5 Jahre lang.
Landfraß
Landwirte wie Jörg Richter (45) und Wilfried Schulze (75) sehen Probleme für ihren Berufsstand. „Wir hätten jetzt schon einen enormen Flächenverlust durch Pläne mit der Autobahn und der Verlegung der B 248 für die Anschlussstelle. Das wären schon wieder 16 Hektar, die nicht landwirtschaftlich genutzt werden können“, rechnet Richter vor.
Ein Argument, dass den ZGB-Planern bewusst ist. „Der Sandabbau an sich ist verhältnismäßig harmlos. Der Eingriff in die Agrarstruktur ist eines der größten Probleme“, glaubt André Menzel aus dem Fachbereich Raumordnung. Schon für die geänderte Autobahn-Auffahrt bei Ehra sei ein aufwendiges Vermittlungsverfahren nötig gewesen.
Immissionen
Dazu kommen die Bedenken der Bürgerinitiative (BI) „Natürlich Boldecker Land“, deren Aktivitäten nicht an der Samtgemeindegrenzen enden. „Es ist eine Zumutung, dass man so ortsnah Sand abbauen will“, sagt Sprecherin Karin Loock. Lärm durch Lastwagen, die Tag und Nacht „durch den Ort Richtung Weyhausen donnern“, Dreck und Luftverschmutzung seien vorprogrammiert.
Menzel tritt auch hier auf die Bremse. „Im Ort wird man wenig betroffen sein“, die LKW würden voraussichtlich auf Baustraßen an die Trassen fahren, und das „zwischen 7 und 18 Uhr“. Bis nach Weyhausen werde kaum gefahren – „dafür reicht der Sand gar nicht.“ Entlang der Autobahn würden auch andere Entnahmestellen eingerichtet. Die Lärmbelastungen durch den Abbau hielten sich in Grenzen, Schutzwälle sollen die Immissionen mildern.
Wasser
Verschmutzungen durch Baufahrzeuge befürchtet die BUND-Kreisgruppe. „Der Abstand von einem halben Meter zur grundwasserführenden Schicht ist viel zu gering“, heißt es in einer Stellungnahme. Zudem sei das Areal im Begriff, Wasserschutzgebiet zu werden – was es für den Sandabbau unbrauchbar machen würde. „Dann dürften hier keine Brunnen gebohrt werden. Die braucht man aber für die Befeuchtung des gewonnen Materials – sonst staubt es wie verrückt“, berichtet Anne-Kathrin Schulze von der BI.
Die Autobahngegner fordern eine umfangreiche Prüfung durch den ZGB in einem Raumordnungsverfahren. Grundsätzlich sieht das auch der ZGB so, erklärt Mitarbeiter Menzel. „Ich kann die Bedenken vor Ort verstehen“, erklärte er. Ziel sei ein Ausgleich der Interessen. Auch eine Einigung ohne Verfahren sei möglich – dann käme es nur zu einer kleineren Umweltverträglichkeitsstudie.
Das formale Verfahren steht jedoch noch ganz am Anfang. Erster Schritt ist die nichtöffentliche Antragskonferenz in Ehra am Dienstag, bei der Einwände von Gemeinde, Landwirten, Landvolk und Naturschutzverbänden von den Planern gesammelt werden.
RATSSITZUNG
Einen Tag nach der Antragskonferenz tagt in Ehra der Rat: Am Mittwoch, 17. April, ab 19 Uhr im Heidekrug.
Und selbst falls eines Tages bei Ehra Sand gewonnen werden darf, heißt es nicht, dass das Unternehmen aus Hamburg den Zuschlag bekommt, sagt Michael Peuke von der Landesbehörde für Straßenbau. „Es erfolgt eine europaweite Ausschreibung.“ Und „beim Sand herrscht ein irrer Wettbewerb“, bescheinigt ZGB-Mitarbeiter Menzel .