Begründung: Die Prognose des Verkehrsaufkommens geht vom Jahr 2005 aus und legt einen weiter ansteigenden Verkehr zugrunde. Im Erläuterungsbericht zum Planfeststellungsverfahren heißt es: Der „Verkehrsuntersuchung A 39 Lüneburg – Wolfsburg mit nds. Teil der B 190n" vom September 2010 zufolge betrug das Verkehrsaufkommen der B 4 im Analysefall (für das Jahr 2005) in einigen Streckenabschnitten bis 42.100 Kfz/24 h. Ohne die Realisierung der A 39 wird das Verkehrsaufkommen der B 4 in einigen Abschnitten bis auf 53.600 Kfz/24 h im Prognosejahr 2025 ansteigen.
Es sei hier festgehalten, dass ein so hohes Verkehrsaufkommen nur auf der bereits vierspurig ausgebauten Umgehung der Stadt Lüneburg gemessen wird. Im weiteren Verlauf der B4 kann davon keine Rede sein. Entscheidend ist aber, dass die Prognose falsch ist. Sie ist von der Realität bereits eindeutig widerlegt, wie die nachstehende Tabelle belegt. Im Folgenden wird vereinfachend davon ausgegangen, dass sich der prognostizierte Zuwachs des Verkehrsaufkommens auf die 20 Prognosejahre von 2005 bis 2025 linear verteilt. Dann lässt sich im Jahr 2010, also 5 Jahre nach dem Basisjahr prüfen, inwieweit die Prognose wenigstens in die richtige Richtung weist. Es geht hier nicht darum, kleinere oder größere Abweichungen aufzuzeigen, sondern um die Tatsache, dass die grundsätzliche Richtung der Prognose nicht stimmt. Der Verkehr auf der B4 hat in den vergangenen 5 Jahren nicht zugenommen, sondern er ist zurückgegangen. Die im Erläuterungsbericht angeführten Zahlen zur B 4 im Einzelnen:
Zählpunkt |
2005 *
|
2005** |
Prognose 2025Straßenbaubehörde |
Rechnerisch 2010 |
tatsächlich 2010ltBASt |
B 4 OU Lüneburg westlich B 209B |
40600 |
41.300 |
53.600 |
44375 |
38900 = -1700 zum Ausgangsjahr = - 5475 zur |
B 4 OU Lüneburg nördlich B 216 |
37200 |
37200 |
47.500 |
39775 |
36500 = - 700 zum Ausgangsjahr = -3275 zur |
B 4 bei Melbeck |
19900 |
21500 |
27500 |
23000 |
21300*** |
B 4 nördlich Uelzen
|
14900 |
15000 |
15600 |
15175 |
14600 = - 575 zur Prognose |
B 4 südlich Uelzen |
10100 |
10400 |
13400 |
11150 |
9700 = -400 zum Ausgangsjahr = -1470 zur Prognose |
Zu *: uns zugängliche Zahlen aus der Straßenzählung des Bundesamtes für das Straßenwesen
Zu ** : im Erläuterungsbericht verwendete Zahlen und Zählpunktangaben
Zu ***: Die Zahlen desErläuterungsberichts und die uns zugänglichen BASt-Angaben weichen für den direkten Vergleich zu stark voneinander ab. Laut BASt ist das Verkehrsaufkommen nördlich von Melbeck von 2005 bis 2010 um 400 Fahrzeuge gestiegen (und nicht, wie prognostiziert, um 1500) südlich von Melbeck ist es dann allerdings wieder um 700 Fahrzeuge gesunken.
Es bleibt festzuhalten: Statt wie prognostiziert zu steigen, ist der Verkehr auf der B 4 gesunken. Es ist ein Planungsfehler, bekannte, von staatlichen Stellen dokumentierte Entwicklungen zu ignorieren. Die Verkehrsentwicklung der Jahre 2005 bis 2010 widerspricht auch bei einer bundesweiten Betrachtung den Wachstumsprognosen, die das Straßenbauamt unterstellt. Das dem Plan zugrunde liegende Gutachten geht von einem Wachstum des LKW-Verkehrs auf deutschen Autobahnen um 80 Prozent aus.(siehe Überprüfung des Bedarfsplans für das Bundesfernstraßennetz 2004). Daraus ergibt sich in 20 Jahren ein jährliches durchschnittliches Wachstum von 4 Prozent.
Tatsächlich ist von 2005 bis 2010 die Fahrleistung des LKW-Verkehrs laut BASt um 16,2 Milliarden Kilometer auf 229,5 Milliarden Kilometer angestiegen. Das ergibt eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 1,5 Prozent, also weit unterhalb der prognostizierten 4 Prozent.
Um die für den Plan angenommenen 80 Prozent bis 2025 jetzt noch zu erreichen, müsste der LKW-Verkehr auf den Autobahnen in den verbleibenden 15 Jahren sogar um 4,8 Prozent pro Jahr zulegen.
Das ist nicht nur angesichts der Zuwachsraten der Vergangenheit unwahrscheinlich. Es kommt noch der demografische Faktor hinzu. Die Bevölkerung schrumpft. Das wird sich auf Dauer auch im Verkehrsaufkommen bemerkbar machen. Das ignoriert die Planung der A 39. Sie geht von einer rasch weiter steigenden Motorisierung trotz schrumpfender Bevölkerung aus. Sie steht damit auch im Widerspruch zum Handlungskonzept „Demografischer Wandel" der Niedersächsischen Landesregierung. Darin heißt es auf Seite 44:Der demografische Wandel stellt jedoch die bisher auf Wachstum ausgerichteten Konzepte und Handlungsansätze auf den Prüfstand. Vor allem in stagnierenden und schrumpfenden Regionen müssen Siedlungsentwicklung und Daseinsvorsorge stärker auf Modernisierungs-, Umbau- und Rückbauprozesse, auf Bestandsmanagement und die Anpassung an rückläufige Bedarfe ausgerichtet werden.